Kleider machen Nazis? – „Dresscode“ für Berliner Polizei


(c) Dieter Schütz / Pixelio

D. Schütz/Pixelio

Für Berlins Polizeibeamte in Zivil gilt ein neuer Dresscode. Polizeipräsident Dieter Glietsch ordnete an, dass Kleidungsstücke bestimmter Firmen nicht mehr im Dienst getragen werden dürfen. Für die Polizeibehörde sei es, so die Dienstanweisung zutreffend, in höchstem Maße ansehensschädigend, wenn Dienstkräfte auch nur den Anschein erwecken, mit rechtem Gedankengut zu sympathisieren. Die Dienstkräfte der Polizei seien gehalten, sich auf diesem Gebiet besonders sensibel zu verhalten, um das Ansehen der Polizei in der Öffentlichkeit nicht zu schädigen.

Dem ist vorbehaltlos zuzustimmen. Ob aber ein Verbot, Bekleidungsstücke bestimmter Firmen bzw. Label im Dienst zu tragen, weil diese angeblich von der rechten Szene als Erkennungszeichen eingesetzt werden, geeignet ist, einen Ansehensverlust zu vermeiden ist gerade angesichts der benannten Firmen und Marken mehr als fraglich. Bei einigen der Firmen hat die Anordnung bereits – zu Recht – für Empörung gesorgt.

Die Dienstkräfte sind nach der Anweisung verpflichtet, sich eigenständig über Logos dieser Firmen zu informieren. Das hätte Herr Glietsch vielleicht auch tun sollen. Wir wissen auch nicht, woher der Berliner Polizeipräsident seine Erkenntnisse hat, welche Marke als Erkennungszeichen von Rechten gilt. Wahrscheinlich von „szenekundigen“ Beamten, die ihre Kaffeesatztheorien aus irgendwelchen Verfassungsschutzberichten beziehen.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Firmen und Marken:

Consdaple
Ohne Frage eine Kleidermarke der rechten Szene. Der Name wurde mit Bedacht gewählt, weil er die Buchstabenfolge NSDAP enthält. Der Schriftzug erinnert in seiner Gestaltung stark an das Logo von Lonsdale. Da der Hersteller Lonsdale eindeutig Position gegen Rechts bezogen hat, war Lonsdale nicht mehr „tragbar“.

Pit Bull
Eine Marke der Pit Bull Anziehsachen GmbH, wohl etwas für den „erlebnisorientierten Hundeliebhaber“ mit Jogginghose. Ob hier ein Bezug zur rechten Szene besteht, lassen wir mal offen, empfehlen insoweit die Lektüre der sehr „aufschlussreichen“ Webseite des Anbieters (die wir nicht verlinken) und geben Herrn Glietsch hier Recht, so etwas muss ein Polizist nicht anziehen.

Thor Steinar
Kokettiert mit dem rechten Image. Muss man als Polizeibeamter auch nicht tragen.

Troublemaker/ACAB
Troublemaker ist eine deutsche Kleidungsmarke – Streatwear wohl auch für „Erlebnisorientierte“, der Versandhändler hat sich auch die Rechte an der Parole A.C.A.B. gesichert. Eine eindeutige Zuordnung zur rechten Szene ist nicht ersichtlich, es könnte aber durchaus missverstanden werden, wenn Polizisten im Dienst mit solchen Sachen rumlaufen.

Alpha Industries
Ein amerikanischer Bekleidungshersteller, der unter anderem für das US-Militär produziert. Bekannte Produkte sind die Bomberjacke MA-1, die Fliegerjacke CWU-45/P und die Feldjacke M-65, die Götz George als Tatortkommisar trug und als Schimanski-Jacke berühmt machte. Unverständlich, was an dieser Kleidung rechtes Gedankengut verkörpert. In der rechten Szene sei die Marke auch nicht (mehr) beliebt (siehe Quellennachweise im Wikipedia-Artikel).

Ben Sherman, Fred Perry und Lonsdale
Bekannt ist der englische Hersteller Ben Sherman vor allem für seine köperbetonten Button-Down-Hemden. Fred Perry ist ebenfalls eine englische Modemarke, vor allem im Tennissport gern getragen. Auch Lonsdale ist ein englischer Hersteller für Sport- und Freizeitbekleidung, vor allem im Boxsport bekannt. Da die Bekleidung in Skinheadkreisen neben anderen Marken als Standardbekleidung gilt, dürfte sich deren Ruf – zu Unrecht – als Kleidung der Rechten etabliert haben. Insbesondere Lonsdale hatte aufgrund der sich häufenden Vorwürfe eine Werbekampagne „Lonsdale loves all colours“ gestartet.

Wir vermissen in der Liste noch einige andere Marken und Hersteller, so z.B. Schuhe der Marken Doc Martens , gern auch in Verbindung mit dem Märchen über die Farbe der Schnürsenkel und New Balance (da ist schließlich ein „N“ drauf), die Levi’s 501, aber auch das inzwischen von den Rechten gern getragene Palituch. Sofern die Rechten demnächst mit Puma, Adidas oder Nike auflaufen, dürfte die Liste zu erweitern sein. Beamten droht bei einem Verstoß gegen die Anweisung übrigens ein Disziplinarverfahren. Schön wenn man sonst keine Sorgen hat.

Quelle: Morgenpost

Nachtrag:
Grundsätzlich sollte man Polizisten überhaupt verbieten, sich Bekleidung zu kaufen. Andernfalls laufen diese nämlich Gefahr, sich die Teile von sogenannten „Winkelständern“ nehmen zu müssen, die, wie bereits Bild aufdeckte, wie ein Hakenkreuz aussehen. Auch sonst trifft man im Bekleidungshandel auf seltsame Symbolik.

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